Deniz Undav und Serhou Guirassy fielen sich nach dem nächsten Stuttgarter Coup in die Arme. Die beiden Torjäger führten den VfB bei ihrem ersten gemeinsamen Startelf-Einsatz zu einem 2:0 (1:0) gegen Werder Bremen und hielten die Schwaben damit in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga.
Undav, der einst in der Werder-Jugend aussortiert worden war, belohnte einen überlegenen Auftritt der Gastgeber zunächst mit der Führung (17. Minute). Guirassy sorgte mit einem verwandelten Foulelfmeter für die Entscheidung (75.).
Damit hat der VfB bereits 30 Punkte auf dem Konto und liegt hinter Spitzenreiter Bayer Leverkusen (34) und Meister FC Bayern München (32) auf dem dritten Platz. Zugleich stimmte sich der VfB erfolgreich auf das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund ein. Die auswärtsschwachen Bremer starteten mit einer Niederlage in den Schlussspurt bis Weihnachten, den Trainer Ole Werner als richtungsweisend ausgerufen hatte.
Wohlgemuth: «Es war ein verdienter Sieg»
«Wir genießen den Augenblick. Das ist ein Zustand, an den wir uns gewöhnen können. Der Weg ist lang, wir müssen geduldig bleiben. Es war ein verdienter Sieg. Wir hätten den Sack in der ersten Halbzeit früher zumachen können», sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth beim TV-Sender Sky und lobte seine treffsichere Doppelspitze: «Beide sind in der Lage, in den Brennpunkten zu agieren. Beide sind aber auch in der Lage, das Spiel zu gestalten. Beide haben ein gutes Gefühl füreinander und haben sich auf keinen Fall auf den Füßen gestanden.»
Vor 54.500 Zuschauern in der ausverkauften Arena hatte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß auch abgesehen von den beiden Torjägern Guirassy und Undav seine Anfangself offensiv ausgerichtet. Undav, unweit von Bremen aufgewachsen, hatte bei Werder einst schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Als Jugendlicher hatte sich der Angreifer nicht durchsetzen können und seine Profi-Hoffnungen zwischenzeitlich aufgegeben. Bei eisigen Temperaturen zeigte er nun wieder, warum er als Leihgabe aus der Premier League für die diesmal im Sondertrikot spielenden Schwaben so wertvoll ist. «Ich war ein kleiner Junge, ich habe mich weiterentwickelt. Man darf nie einen Gräuel gegen seinen Ex-Verein haben. Das war ja nichts Persönliches», sagte Undav.
VfB spielbestimmend, Werder selten gefährlich
Gemeinsam mit Sturmpartner Guirassy und seinen weiteren Offensivkollegen näherte sich der Angreifer immer mehr dem Treffer an. Silas Katompa Mvumpa hatte die erste Chance (6.), dann schoss Undav nach einer Ecke rechts am Bremer Tor vorbei (9.). Auch Guirassy verpasste mehrmals die Führung, einmal nach mehreren Doppelpässen mit Undav (11.). Dann war Zeit für Stuttgarter Torjubel: Undav stocherte den Ball über die Linie. Kapitän Waldemar Anton hatte Michael Zetterer geprüft und der Werder-Torwart den Ball abprallen lassen.
Selbstbewusst beherrschten die Gastgeber die Partie, verpassten aber bei weiteren guten Chancen lange das zweite Tor. Ein Treffer von Guirassy zählte wegen Abseits wenige Minuten nach dem 1:0 nicht (21.), aus spitzem Winkel rollte Guirassys Abschluss kurz vor dem Seitenwechsel knapp vorbei (40.). Undav scheiterte vor dem Pausenpfiff noch mit einem Distanzschuss (45.). Die Bremer dagegen kamen in der Offensive kaum ins Spiel und gerieten in der Defensive immer wieder in Gefahr.
Nach dem Seitenwechsel kam es zu einer der seltenen Offensivaktionen der Bremer. Deutlich gefährlicher als beim Abschluss von Mitchell Weiser (49.) wurde es aber gleich wieder auf der Gegenseite: Guirassy, der Top-Torjäger der Schwaben, ließ bei seinem ersten Startelfeinsatz nach seiner Muskelverletzung und den Strapazen seiner Länderspielreise die nächsten großen Möglichkeiten ungenutzt (51./61.).
Erst beim Elfmeter blieb Guirassy dann gewohnt cool und verwandelte zentral. Der Torschütze selbst war nach Ansicht von Schiedsrichter Bastian Dankert vom eingewechselten Niklas Stark gefoult worden. Die Bremer protestierten eindringlich. VfB-Nationalspieler Chris Führich war vor der Szene draußen behandelt worden und bekam ausgehend von Werder-Torhüter Zetterer den Ball. «Ich habe den Spieler gar nicht gesehen. Es ist extrem unglücklich. Ich finde es ein bisschen unfair», sagte Zetterer.