Die deutschen Fußballerinnen klatschten zufrieden ab, bei Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch war nach dessen gelungenem Comeback ein Lächeln zu erkennen. Nach tagelangem Wirbel um die pausierende Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat die DFB-Auswahl mit einem Pflichtsieg in der Nations League ihre Chance auf die Qualifikation für Olympia 2024 gewahrt. Deutschland gewann am Freitagabend in Sinsheim gegen Wales mit 5:1 (1:1). Als Gruppenzweiter liegt das Team weiter drei Punkte hinter Tabellenführer Dänemark, der 1:0 auf Island gewann.
«Wir haben es gut gespielt in der ersten Halbzeit, das Einzige, was wir nicht gemacht haben, waren die Tore», sagte Hrubesch, der die deutschen Fußballerinnen zum zweiten Mal aushilfsweise übernommen hat, in der ARD. «Dieses Ergebnis wird den Mädels jetzt natürlich helfen.»
Lea Schüller (25. und 47. Minute), Giulia Gwinn (80./Foulelfmeter), Sjoeke Nüsken (86.) und die eingewechselte Nicole Anyomi (88.) trafen für die DFB-Auswahl. Vor 20.107 Fans in der Sinsheimer Arena hatte Ceri Holland (42.) zum zwischenzeitlichen 1:1 ausgeglichen.
«Das Manko in der ersten Halbzeit war die Chancenverwertung», sagte Svenja Huth. «Wir haben, glaube ich, mit viel Spielfreude gespielt und uns mit fünf Toren belohnt.» Am kommenden Dienstag folgt das nächste Spiel der Hrubesch-Auswahl auf Island. «Geschenkt kriegt keiner was», sagte Hrubesch.
Schüller glänzt in Popps Paradedisziplin
Mehr Tempo hatte der Interimschef vorab gefordert, weniger Kontakte im Spiel mit Ball – und die Spielerinnen folgten. Zwar fehlte im Sturmzentrum Kapitänin Alexandra Popp, doch auch ohne die 32 Jahre alte Wolfsburgerin spielte sich die DFB-Elf einige vielversprechende Chancen heraus. Sturmspitze Schüller zeigte in der 25. Minute dann, dass sie Popps Paradedisziplin ebenfalls beherrscht: Tore per Kopf zu erzielen. Nach guter Flanke der Hoffenheimerin Sarai Linder verwertete Schüller zur überfälligen Führung.
Neben der 25 Jahre alte Stürmerin des FC Bayern hatte Hrubesch im Vergleich zum jüngsten Auftritt gegen Island (4:0) vier weitere Spielerinnen neu in die Startelf geschickt. Ann-Kathrin Berger ersetzte Stammtorhüterin Merle Frohms (Gehirnerschütterung), Svenja Huth, die Popp als Kapitänin vertrat, sprintete wieder über ihre gewohnte rechte Seite. Im zentralen Mittelfeld durften Sara Däbritz und Laura Freigang ran.
Die Frankfurterin Freigang – unter Voss-Tecklenburg selten eingesetzt – hätte kurz vor der Pause das zweite Tor nachlegen müssen, als sie allein vor Wales‘ Torhüterin Olivia Clark auftauchte. Clark, mit Abstand beste Spielerin der Gäste, zeigte einen klasse Fußreflex.
Wales trifft mit erstem Torschuss zum 1:1
Statt 2:0 stand es plötzlich 1:1. Linder ließ Wales‘ Angharad James flanken, in der Mitte kam Gwinn zu spät gegen Holland. Der erste Torschuss von Wales in der Partie war zugleich das erste Tor überhaupt in einem Duell mit der DFB-Elf, die in den vorherigen vier Vergleichen mit einem Gesamttorverhältnis von 34:0 stets klar dominiert hatte.
Auf den mit zarten Pfiffen quittierten Ausgleich reagierte Hrubesch mit einem Doppelwechsel zur Pause: Freigang und Däbritz machten Platz für Nüsken und Linda Dallmann. Dallmann flankte auf Schüller – 2:1. Der Spielzug, diesmal über rechts statt links, sah aus wie eine Kopie des 1:0. Im 53. Länderspiel war es Schüllers 35. Tor.
Die erneute Führung gab der DFB-Elf Sicherheit. Immer wieder ging es Richtung Gästetor, nur das erlösende dritte Tor wollte zunächst nicht fallen. Entweder stand Clark im Weg oder das eigene Unvermögen. Erst ein an Abwehrchefin Marina Hegering verursachter Foulelfmeter sorgte für die Entscheidung. Gwinn traf zum 3:1. Hrubesch konnte aufatmen, in der Folge spielte die DFB-Auswahl die Schlussminuten befreit herunter – und traf noch zweimal.