Vierter Liga-Sieg in Folge für Borussia Dortmund, siebte Pflichtspiel-Niederlage hintereinander für Union Berlin: In einem verrückten Spiel mit zwei Führungswechseln und ordentlich Video-Chaos stand am Ende ein 4:2 (1:2) für den BVB. Womit sich nicht nur die aktuellen Form-Serien der beiden Champions-League-Teilnehmer fortsetzten, sondern auch die Historie beider Clubs: Dortmund hat nun alle fünf Heimspiele gegen Union gewonnen, das gelang dem BVB zuvor nur gegen den 1. FC Saarbrücken.
Füllkrug und Gosens treffen früh
Niclas Füllkrug hatte dem BVB eigentlich einen Traumstart beschert (7.). Nationalmannschafts-Kollege Robin Gosens (9.) mit seinem schon vierten Tor im siebten Bundesliga-Spiel für Union und der italienische Ex-Weltmeister Leonardo Bonucci mit seinem ersten Treffer für die Eisernen (31., Foulelfmeter) drehten das Spiel vor der Pause. Der diesmal im Gegensatz zu Nebenmann Mats Hummels nicht ins Nationalteam berufene Nico Schlotterbeck glich aus (49.). Anschließend schoss der nur als Joker ins Spiel gekommene Julian Brandt (54.) das 3:2 heraus und war damit auch im sechsten Bundesliga-Spiel in Folge an einem Treffer beteiligt, der starke Ex-Unioner Julian Ryerson sorgte für den Endstand (71.). DFB-Comebacker Hummels hat nun 207 Siege mit dem BVB gefeiert und löst Michael Zorc als Rekordhalter ab.
Die Berliner standen mit ihrer Dreierkette sehr tief, sodass es meist eine echte Fünferkette war. Doch sie setzten auch Nadelstiche. Interessante Duelle lieferten sich vor allem Hummels und Union-Stürmer Kevin Behrens, zwei der großen Überraschungen im ersten DFB-Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Union dreht Partie vorerst
Und dann kassierten die Gäste ein Tor, gegen das kein Abwehr-Bollwerk nutzt: Nach einem Eckball von Marco Reus hielt Frederik Rönnow den Kopfball des völlig freistehenden Füllkrug noch, den Nachschuss verwertete der Nationalspieler aber zu seinem ersten Tor als BVB-Stürmer im Signal Iduna Park. Mit diesem Treffer war Dortmund in der Live-Tabelle vorne, doch anderthalb Minuten später kassierten sie selbst nach einer Ecke den Ausgleich, als Füllkrug den Kopfball von Gosens unglücklich ins Tor verlängerte.
Und ab der 18. Minute begann das Video-Chaos. Denn von den kommenden zwölf Minuten wurde sieben nicht gespielt. Erst köpfte der Ex-Schalker Alex Král einen Freistoß zum vermeintlichen 1:2 ein. Der Treffer wurde aber nach quälend langen vier Minuten per Videobeweis einkassiert. Laut Sky war die lange Dauer auf einen technischen Defekt zurückzuführen. Král stand bei der Entscheidung schon nicht mehr auf dem Feld. Der Tscheche wurde noch während des Checks angeschlagen ausgewechselt. Ob er sich beim Tor oder schon davor verletzte, wurde zunächst nicht bekannt.
VAR greift erneut ein
Das Bild wiederholte sich dann auf der Gegenseite, als Füllkrug nach einem Freistoß von Reus ein Tor bejubelte. Der Check dauerte dennoch wieder fast zwei Minuten, weil Füllkrug den Ball nicht berührt hatte, dennoch wertete Schiedsrichter Patrick Ittrich seine Position als aktiv. Und dann lief Ittrich plötzlich wieder zum Bildschirm und gab Elfmeter für Union. Nach dem Foul von Hummels an Sheraldo Becker war das Spiel noch einige Zeit weitergelaufen, obwohl die Situation klar gewesen war. Bonucci verwandelte und wurde zum zweitältesten Tor-Debütanten in der Bundesliga nach Morten Olsen. Die Nachspielzeit von sechs Minuten in der ersten Halbzeit machte nicht einmal ganz die Zeit der drei Videochecks wett.
Als wieder Fußball gespielt wurde, tat sich der BVB zunächst schwer, dem Rückstand hinterherzulaufen. Vor allem das Spiel in die Spitze war viel zu ideenlos. Also musste ein Gewaltschuss her. Einer wie von Schlotterbeck, der aus 20 Metern mit 86 km/h ins gegenüberliegende Toreck traf. Der BVB hatte in der Pause auf Dreierkette umgestellt und der eine Mann mehr im Mittelfeld wirkte belebend. Und dann sorgte auch noch der, der in der Pause gekommen war, für die Führung, als Brandt den Ball hinten selbst eroberte und von Reus vorne bedient wurde. Ryersons Schuss vor dem 4:2 fälschte Gosens unglücklich ab. Der Norweger, der viereinhalb Jahre für die Eisernen gespielt hat, jubelte nicht. Die Union-Fans sangen ironisch: «Always Look On the Bright Side Of Life».