Rudi Völler springt nach 19 Jahren noch einmal als Interims-Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft ein.
Nach der Trennung von Bundestrainer Hansi Flick wird der 63 Jahre alte DFB-Sportdirektor am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in Dortmund unterstützt von U20-Auswahlcoach Hannes Wolf und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner das Team gegen den WM-Zweiten Frankreich betreuen – «einmalig», wie der Verband mitteilte. Die dauerhafte Flick-Nachfolge will der Deutsche Fußball-Bund «möglichst zeitnah regeln».
Klare Ansage an die Mannschaft
Völler bleibt nur das Abschlusstraining am Abend im Signal Iduna Park, um die Mannschaft nach dem 1:4 gegen Japan sportlich neu auszurichten. Schon nach der von ihm benannten «Blamage» in Flicks letztem Länderspiel am Samstagabend in Wolfsburg hatte er die vielen Mängel im Stile eines Trainers klar benannt und seine Marschroute vorgegeben.
Dabei gab es auch gleich eine klare Ansage an die seit fünf Testspielen sieglose und arg verunsicherte Mannschaft. «Wir haben ein Spiel gegen die im Moment beste Mannschaft in Europa. Das wird natürlich schwierig», sagte Völler, fügte aber deutlich hinzu: «Aber keiner darf die Hosen voll haben. Wir müssen versuchen, Kredit zurückzugewinnen.»
Völler hatte die Nationalmannschaft als Teamchef von 2000 bis zu seinem abrupten Rücktritt 2004 in 53 Länderspielen betreut. Seine Bilanz umfasst 30 Siege, zehn Unentschieden und 13 Niederlagen. Ein Rückblick in Schlaglichtern:
2000: Kurz nach der EM in Belgien und den Niederlanden, bei der die Nationalelf unter Erich Ribbeck als Titelverteidiger in der Vorrunde als Gruppenletzter ausschied, wurde Völler zum Teamchef ernannt. Der ehemalige Weltklassestürmer und Weltmeister von 1990 sollte damals eigentlich nur ein Jahr lang der Platzhalter von Christoph Daum sein. Dieser sollte nach dem Vertragsende bei Bayer 04 Leverkusen als Bundestrainer übernehmen. Der Plan platzte, als Daum wegen nachgewiesenen Drogenkonsums nicht mehr berücksichtigt wurde.
2002: Als nun unbefristeter DFB-Teamchef führte Völler die Nationalmannschaft völlig unerwartet beim WM-Turnier in Japan und Südkorea ins Finale, das gegen Brasilien mit 0:2 verloren wurde. Trotz der Niederlage war es ein riesiger Erfolg, die Fans feierten Völler.
2003: Der Teamchef sorgte für Schlagzeilen, als er sich nach einem enttäuschenden 0:0 in Reykjavík gegen Gastgeber Island im Studio-Interview mit ARD-Reporter Waldemar Hartmann in Rage redete. Moderator Gerhard Delling und Experte Günter Netzer hatten zuvor von einem «Tiefpunkt» gesprochen und die schlechte Leistung moniert, was Völler im Stadion live mitverfolgt hatte und ihn zu seiner legendären Wutrede bewegte.
2004: Nachdem Völler mit der Nationalmannschaft bei der EM 2004 bereits in der Vorrunde ausgeschieden war, warf er noch in der Nacht nach dem 1:2 gegen Tschechien in Lissabon hin. Mit dem Rucksack dieser Enttäuschung hielt er sich nicht mehr für den richtigen Trainer, um die Nationalmannschaft zur Heim-WM 2006 zu führen. Das tat dann Jürgen Klinsmann.