Für die Bosse des FC Bayern sind der große Glanz und Glamour längst Routine. Karl-Heinz Rummenigge reist nicht einmal mehr nach Monaco zur Auslosung der Champions League. Auch bei Borussia Dortmund und RB Leipzig ist die Aufregung noch überschaubar.
Bei Union Berlin ist das ganz anders. Bis kurz vor der Zeremonie im Grimaldi Forum am Donnerstag (18.00 Uhr) hielt sich Manager Oliver Ruhnert die Option unbedingt offen, trotz der derzeit großen Transferhektik selbst kurzfristig noch ins Fürstentum zu reisen. Bei der UEFA wurde eine entsprechende Anmeldung hinterlegt.
Prominente Gegner warten auf Union
FC Barcelona, Real Madrid, Manchester City, AC Mailand. Die möglichen prominenten Gegner elektrisieren die Eisernen vor ihrer Königsklassen-Premiere – von der Führungsriege bis zu den ohnehin dauer-euphorischen Fans des Bundesliga-Tabellenführers. Da mutet es seltsam an, dass Ruhnert und Trainer Urs Fischer entgegen der Faktenlage klarstellten: «Wir sind kein Champions-League-Verein» – die Qualifikation wird eher als ein positiver Zufall gewertet.
Selten war die Diskrepanz unter den deutschen Startern wohl größer, denn während man in Berlin-Köpenick sogar über ein Public-Viewing der Auslosung im Stadion an der Alten Försterei nachgedacht und dieses letztlich nur aus logistischen Grünen absagte, wird man beim FC Bayern die Gegner-Zuteilung an der Côte d’Azur eher zur Kenntnis nehmen. Wer da auch immer als Gegner zugelost wird, soll auf dem auch von Trainer Thomas Tuchel postulierten Weg zum «maximalen Erfolg» natürlich bezwungen werden.
Finale in Wembley
1. Juni 2024, Londoner Wembleystadion. Das ist der Sehnsuchtsort für die Münchner. «Ich bin auch zum FC Bayern gekommen, um hier zu versuchen, die Champions League zu gewinnen. Es wäre natürlich ganz toll für mich, das ausgerechnet in Wembley zu schaffen», sagte der neue englische Starstürmer Harry Kane. Präsident Herbert Hainer formulierte die Erwartungen deutlich: «Thomas Tuchel wird versuchen, den FC Bayern in der internationalen Spitze zu etablieren, so wie wir das gewohnt sind. Wir sind nicht zufrieden, dass wir in den letzten Jahren in der Champions League jeweils im Viertelfinale ausgeschieden sind.»
Wembley ist jedenfalls ein gutes Omen für den darbenden deutschen Fußball. Als 2013 letztmals dort der Henkelpott überreicht wurde, spielten die Bayern und der BVB ein deutsches Finale, an das sich die Münchner nach dem 2:1 natürlich noch lieber erinnern.
31. August 2023, Grimaldi Forum in Monaco, das ist für Union schonmal eine neue Größenordnung im kometenhaften Fußball-Aufstieg. Topf 4 nimmt man da als gegeben hin. Stürmer Kevin Volland, als einer der wenigen Union-Profis schon in der Königsklasse einst mit Bayer Leverkusen am Ball, spürt die besondere Atmosphäre. «Ich habe ja schon zwei Jahre Champions League gespielt. Im ersten Jahr war es auch so, da wünscht man sich die dicken Dinger», sagte der Stürmer.
Die dicken Dinger wären eben die absoluten Top-Clubs wie Titelverteidiger Manchester City oder die Elite aus Spanien und Italien. FC Barcelona, Manchester United und Lazio Rom oder Real Madrid und AC Mailand sind mögliche Konstellationen für die Gruppenphase, die am 19./20. September beginnt und mit dem sechsten und letzten Spieltag am 12./13. Dezember beendet wird.
Real nur in Topf 2
Die Setz-Arithmetik der UEFA sorgt aber für ein Kuriosum. Da in Topf 1 mit den Bayern neben den Titelverteidigern der Champions und Europa League nur die nationalen Meister der sechs besten Länder gesetzt sind, müssen andere Top-Vereine wie Real Madrid, Inter Mailand oder Manchester United in Topf zwei – in dem auch der BVB und RB Leipzig sind.
Das bedeutet: Die Bayern könnten auch eine Hammergruppe mit Real, AC Mailand und dem aufstrebenden englischen Scheich-Club Newcastle United erwischen. Für Union ist hingegen auch eine Konstellation möglich, die eher nach Europa League als Champions League klingt. Feyenoord Rotterdam, FC Porto sowie Schachtar Donezk, das seine Heimspiele in Hamburg spielt, als Gegner wären diese Alternative.