Nach dem zähen Wechsel-Poker gab sich Harry Kane ungeduldig und liebäugelte mit ersten Bayern-Toren im Supercup.
«Ehrlicherweise kann ich es kaum abwarten, meine Qualitäten auf dem Platz zu zeigen, hoffentlich viele Tore zu erzielen und die Fans glücklich zu machen», sagte der neue Stürmerstar des FC Bayern München. Englands Nationalmannschaftskapitän kündigte am Samstag in einem Vereinsvideo an: «Ich werde aller Voraussicht nach gleich beim Supercup dabei sein und hoffentlich auch zum Einsatz kommen können.»
Knapp elf Stunden vor dem ersten Pflichtspiel des Fußball-Bundesligisten aus München war die offizielle Bekanntgabe des Muliti-Millionen-Transfers erfolgt. Die Bayern und Tottenham Hotspur bestätigten am Samstagmorgen den Wechsel, sodass der 30-Jährige schon in der Supercup-Partie am Abend (20.45 Uhr) zwischen dem deutschen Fußball-Meister und DFB-Pokalsieger RB Leipzig spielberechtigt ist.
«Ich bin sehr glücklich, jetzt ein Teil des FC Bayern sein zu können», sagte der Spieler. «Den FC Bayern charakterisiert seine Gewinner-Kultur – es fühlt sich sehr gut an, hier zu sein.» Mit emotionalen Worten verabschiedete sich Kane fast zeitgleich von den Fans seines bisherigen Vereins Tottenham Hotspur.
Emotionaler Post an Tottenham-Fans
«Ich wollte der Erste sein, der euch Tottenham-Fans mitteilt, dass ich den Verein heute verlassen werde», sagte Kane in einem auf seinem Instagram-Account veröffentlichten Video. Der Abschied sei sehr emotional für ihn, und er sei traurig, den Club zu verlassen, bei dem er fast 20 Jahre seines Lebens verbracht habe – «vom 11-jährigen Jungen bis zum 30-jährigen Mann», wie er es ausdrückte. Aber: «Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit gewesen ist, zu gehen.»
Für die Bayern endete am Tag des ersten Pflichtspiels der mehrwöchige Poker um den teuersten Einkauf der Bundesliga-Geschichte. «Es war ein längerer Prozess, aber nun sind wir umso glücklicher, dass Harry Kane ab sofort das Trikot des FC Bayern München tragen wird», sagte Jan-Christian Dreesen, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern. Der Angreifer sei «von Beginn an unser absoluter Wunschspieler» gewesen, «der sportlich wie charakterlich perfekt zu uns und zur DNA des Clubs passt».
Der Premier-League-Club Tottenham Hotspur hat seinen Rekordtorschützen nur schweren Herzens ziehen lassen. Lange Zeit habe man versucht, den Starspieler mit kurz- wie mit langfristigen Vertragsverlängerungen weiter an die Spurs zu binden, erklärte Clubchef Daniel Levy in einer Vereinsmitteilung. «Harry hat jedoch klargemacht, dass er eine neue Herausforderung wollte und diesen Sommer keinen neuen Vertrag unterschreiben wird. Wir haben seinem Transfer deshalb widerwillig zugestimmt.»
Mehr als 100 Millionen Euro Ablöse
Der 30-Jährige soll mehr als 100 Millionen Euro Ablöse kosten und ist damit der erste Transfer dieser Dimension in der Bundesliga. Tottenham kassiert laut Medienberichten inklusive Bonuszahlungen bis zu 120 Millionen Euro. Dazu kommen angeblich 25 Millionen Euro Jahresgehalt für den Mittelstürmer. Bisheriger Rekordhalter war der Franzose Lucas Hernández, den der FC Bayern 2019 für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflichtet hatte.
«Der Transfer erforderte Hartnäckigkeit, Biss und Ausdauer», kommentierte Bayern-Präsident Herbert Hainer. «Harry Kane wird nicht nur den FC Bayern verstärken, sondern auch der gesamten Bundesliga gut zu Gesicht stehen.» Offizielle Angaben zum Finanzvolumen des XXL-Transfers lagen nicht vor.
Von der Konkurrenz gab es Beifall. «Ich glaube, das ist ein Zugang, der unserer Bundesliga als Imagewerbung gut tut», sagte der Leipziger Sportvorstand Max Eberl der «Süddeutschen Zeitung». «Harry Kane ist der Kapitän der englischen Nationalmannschaft und einer der Rekordtorjäger der Premier League. So ein Zugang verleiht der Liga Prestige.»
Kane war am Abend vor der Bekanntgabe mit einem Privatflieger in Bayern eingetroffen. Gleich nach der Ankunft wurde in einem Münchner Krankenhaus mit dem Medizincheck begonnen. Die Modalitäten des Wechsels waren zuvor ausverhandelt. Der englische Mittelstürmer soll in München ein adäquater Ersatz für den vor einem Jahr zum FC Barcelona gewechselten Polen Robert Lewandowski (34) sein.
Wichtigstes Bayern-Transferziel
Kane war das wichtigste Transferziel der Münchner Entscheider in diesem Sommer. Der Transferausschuss um die alten Macher und Aufsichtsräte Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß war bereit, für den Kapitän der englischen Nationalmannschaft finanziell über bisherige Grenzen zu gehen. Federführend abgewickelt wurde er vom neuen Vorstandschef Dreesen. Der 55-Jährige war Ende Mai nach der Trennung von Oliver Kahn vom Finanzvorstand zum neuen Bayern-Boss aufgestiegen. Noch am Freitag hatte Trainer Thomas Tuchel bestätigt, dass die Verpflichtung von Kane «höchste Priorität» für den Rekordmeister besitze.
Kane soll in München im Trikot mit der 9 mit Toren dafür sorgen, dass die Bayern in der kommenden Saison möglichst in allen Wettbewerben bis zum Ende um die Titel kämpfen, insbesondere in der Champions League. Kane hatte die komplette Saisonvorbereitung bei Tottenham mitgemacht und ist darum körperlich fit. Tuchel hatte am Freitag alle Optionen für offen erklärt, also Kaderplatz, Startelfeinsatz und Einwechslung.