Völlig ausgepumpt ließ sich Serge Gnabry nach dem intensiven Training in der Hitze von Tokio mit einer Wasserflasche in einen der weißen Sitze der Ersatzbank fallen.
In den 90 Minuten, die Thomas Tuchel auch am Vorabend des zweiten Testspiels auf der Asienreise des FC Bayern München am Samstag (12.00 Uhr/DAZN) gegen Kawasaki Frontale seine Spieler auf dem Rasen des Olympiastadions schuften ließ, hatte der blondierte Gnabry im Muskelshirt die japanischen Fans mit seinen kraftvollen Aktionen beeindruckt.
Zusätzlichen Auftrieb in der Saisonvorbereitung dürfte der Fußball-Nationalspieler nach seiner vergangenen Auf-und-ab-Saison aus einem bemerkenswerten Mega-Lob seines Trainers ziehen. Gemeinsam waren Tuchel und Gnabry zur Pressekonferenz vor dem Training erschienen. Und ungefragt hob der Coach zu einer Hymne auf den Offensivspieler an, der zeitweise sogar als Verkaufskandidat galt. «Serge hat alles, was man braucht, um eine erfolgreiche Mannschaft zu bauen. Nicht nur von seiner (fußballerischen) Qualität, die er zweifellos hat, aber auch als Mensch, als Charakter», sagte Tuchel.
«Alles, was man braucht»
Unglaublicher Fleiß, Bescheidenheit und Mannschaftsgeist zeichneten Gnabry aus. «Er hat jeden Tag Lust auf Training und ist immer bereit, alles für die Mannschaft zu geben. Deshalb hat Serge wirklich alles, was man braucht, wenn man eine Mannschaft auf dem allerhöchsten Niveau basteln möchte. Dann kann man als Trainer sehr froh sein, wenn Serge im Team ist», schloss Tuchel an. Das waren erstaunliche und auch überraschende Worte aus dem Mund des Trainers, gerade auch im Kontrast zu den vielen kritischen Tuchel-Tönen; etwa zuletzt über Akteure wie Leon Goretzka oder Sadio Mané.
Gnabry war zuvor angesprochen worden auf viele Wechselgerüchte auch um ihn. Und der 28-Jährige antwortete, dass er seine Zukunft weiter beim Rekordmeister sehe. «Es ist noch niemand gekommen, deswegen bin ich noch entspannt. Ich fühle mich sehr wohl beim FC Bayern. Ich habe letztes Jahr einen neuen Vertrag unterschrieben, deswegen gibt es da im Moment keine Diskussionen.» Und diese erübrigen sich nach Tuchels Wertschätzung.
Vertrag bis 2026
Gnabrys Vertrag läuft bis 2026. Im Endspurt zum elften Meistertitel am Stück hatte er mehrere wichtige Tore erzielt und auch bei den Münchner Bossen sein Image und Standing wieder aufpoliert. Im Sommer war er dann auch im Japan-Urlaub fleißig. Gnabry trainierte in Tokio sogar beim Samstag-Gegner Kwasaki Frontale. «Das hat mir sehr geholfen», sagte er nun bei der Rückkehr mit dem FC Bayern in die Metropole.
Modefreund Gnabry ist zu einem Japan-Fan geworden. Er wollte die Kultur des Landes kennenlernen, «und die Fashion und das Essen», wie er schilderte: «Ich hatte eine sehr coole Zeit hier. Tokio hat mir mega gefallen, ich werde definitiv wiederkommen.»
Wie beim 1:2 gegen Manchester City wird Außenstürmer Gnabry mangels Alternativen wohl auch gegen Kawasaki wieder im Angriffszentrum agieren müssen. Denn das Warten auf Harry Kane geht weiter. Auch wenn es am 30. Geburtstag des Wunschstürmers zu neuen Millionen-Verhandlungen zwischen Tottenham Hotspur und den Bayern kommen sollte.
Kim vor Debüt
Ein anderer Millionen-Mann soll gegen Kawasaki Frontale dagegen erstmals für Bayern auflaufen, wie Tuchel ankündigte. Der Südkoreaner Min-Jae Kim, für 50 Millionen Euro vom italienischen Meister SSC Neapel gekommen, werde eine Halbzeit spielen. «Wir freuen uns auf sein Debüt. Das gibt ihm hoffentlich einen Schub», sagte Tuchel über den 26-Jährigen.
Der Abwehrhüne und Nachfolger von Lucas Hernández hat nach seinem Militärdienst ein intensives Aufbautraining absolviert und soll künftig zusammen mit dem Niederländer Matthjis de Ligt ein Defensiv-Bollwerk bilden. Tuchel lässt in Tokio zwar «Jetlag, Schlaflosigkeit und die Art der Hitze» in seine Trainingsgestaltung einfließen. Aber es fällt doch auf, wie intensiv er Gnabry, Kim und Co. auf dem Marketingtrip schuften lässt. «Man muss auch streng sein, Dinge einfordern und konsequent sein, wenn es nötig ist. Und wenn wir an unser absolutes Maximum als Gruppe kommen wollen», begründete Tuchel.