Auch wenn Bundeskanzler Olaf Scholz sich persönlich für gleiche Prämienzahlungen bei Nationalspielerinnen und Nationalspielern eingesetzt hat: Die deutschen Fußballerinnen werden bei dieser Weltmeisterschaft wieder nicht an die zuletzt vom DFB ausgelobten Summen der Männer-Nationalmannschaft herankommen.
Der Deutsche Fußball-Bund hat die Verhandlungen mit dem Frauen-Team für beendet erklärt – weil die FIFA erstmals die Gelder direkt an die Spielerinnen ausbezahlt.
Über die Prämien des Weltverbands hinaus wird die Auswahl von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg keine Preisgelder vom DFB erhalten. Dies bestätigte der Verband der Deutschen Presse-Agentur. Kapitänin Alexandra Popp und Co. würden damit bei einem WM-Triumph in Australien und Neuseeland damit zwar jeweils das Rekordpreisgeld von umgerechnet rund einer Viertelmillion Euro erhalten – bei den deutschen Männern waren im vergangenen Jahr vom DFB für einen Triumph in Katar aber 400.000 Euro ausgelobt worden.
Anderswo «Equal Pay» schon üblich
In der Debatte um die gleiche Bezahlung («Equal Pay») hatte Scholz während der EM 2022 in England mit einer deutlichen Aufforderung an den deutschen Verband getwittert: «Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden.» Auch bei einem Besuch auf dem neuen DFB-Campus in Frankfurt/Main und bei einem Länderspiel machte sich der SPD-Politiker dafür weiter stark.
In die konkrete Gestaltung der WM-Prämien für die deutschen Fußballerinnen will sich Scholz aber nicht einmischen, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in der Bundespressekonferenz in Berlin erklärte. Scholz setze sich aber weiter für eine Angleichung der Gelder für Frauen und Männer ein und befinde sich dafür weiterhin in Gesprächen mit dem DFB. Grundsätzlich sei es erst einmal gut, dass es jetzt eine so «großartige» Prämie für die Frauen gebe. In einigen anderen Ländern ist «Equal Pay» schon länger üblich – die US-Weltmeisterinnen zogen dafür sogar vor Gericht.
Die FIFA hatte kürzlich bekannt gegeben, dass bei den Frauen erstmals mindestens 30.000 Dollar (rund 28.000 Euro) an jede Spielerin ausgeschüttet werden – und zwar quasi direkt auf deren Konten. Für die 23 Weltmeisterinnen gibt es demnach am Ende des vom 20. Juli bis zum 20. August dauernden Turniers jeweils 270.000 Dollar (252.000 Euro) und damit zusammen mehr als 6,2 Millionen Dollar (rund 5,8 Millionen Euro).
In der Vergangenheit waren die FIFA-Gelder an die jeweiligen nationalen Verbände verteilt worden, die wiederum selbst ihre Preisgelder für die Teams bestimmten und auszahlten. Die Verbände erhalten nach dem WM-Turnier noch zusätzliche Zahlungen – der Verband der künftigen Weltmeisterinnen zum Beispiel noch einmal über 4 Millionen Dollar (gut 3,7 Millionen Euro). Den Ländern, deren Teams nach der Vorrunde ausscheiden, würden aber nur 1,56 Millionen US-Dollar (rund 1,4 Millionen Euro) bleiben – was beim DFB wahrscheinlich nicht einmal die Kosten für die Frauen-WM decken würde.
Quantensprung für Popp & Co.
Der DFB spart sich durch das Vorgehen der FIFA weitere Verhandlungen mit dem Mannschaftsrat um Popp. Für die Spielerinnen sind die ausgesetzten Beträge ein Quantensprung – auch wenn sie nicht an die der Männer heranreichen: Für den EM-Finaleinzug 2022 kassierten sie jeweils 30.000 Euro. Für den Titel hätte es 60.000 gegeben.
Viele Nationalspielerinnen hatten zuletzt betont, dass es ihnen in der Debatte vor allem um vernünftige Gehälter in der gesamten Bundesliga und um «Equal Play» geht, also gleiche Trainingsbedingungen. Letztere sind beim DFB bei den Männern und Frauen laut dessen Präsident Bernd Neuendorf inzwischen «eins zu eins». «Natürlich freut uns das sehr», sagte Nationalspielerin Sara Däbritz über die ausgelobten Rekordprämien. «Nicht desto trotz steht bei uns der fußballerische Fokus im Vordergrund.»
Bei der WM schüttet die FIFA insgesamt 110 Millionen US-Dollar (rund 103 Millionen Euro) aus – und damit immer noch deutlich weniger als zuletzt bei den Männern in Katar: Da waren es im vergangenen Jahr insgesamt 440 Millionen Dollar (411 Millionen Euro). Für die Frauen-WM 2027 – für die sich auch der DFB gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden bewirbt – hat FIFA-Präsident Gianni Infantino das Ziel ausgegeben, die gleichen Prämien zu zahlen wie bei der WM der Männer 2026.