Durch das Spalier der Meistermänner mit Thomas Tuchel gingen die strahlenden Fußballerinnen des FC Bayern zur Ehrung mit der Schale. Mit einer großen Geste an einem denkwürdigen Wochenende feierte Münchens Starensemble den Titelgewinn der Frauen.
Mit einem Torfestival sicherte sich das Team von Chefcoach Alexander Straus die fünfte deutsche Meisterschaft und gab den Startschuss für die doppelte rot-weiße Party.
Einen Tag nach dem elften Männer-Titel in Serie behaupteten überragende Münchnerinnen durch einen 11:1 (7:0)-Heimsieg am letzten Bundesliga-Spieltag gegen Absteiger Turbine Potsdam souverän ihre Tabellenführung vor Pokalsieger und Vorjahrestitelgewinner VfL Wolfsburg. Die Niedersächsinnen, die 2:1 gegen Freiburg spielten, richten ihren Fokus jetzt voll und ganz auf das Champions-League-Finale am Samstag gegen den FC Barcelona.
«Eine Wahnsinnswertschätzung vom Verein», sagte Nationalspielerin Klara Bühl im BR-Interview, noch bevor die beiden Teams sich zum gemeinsamen Foto hinter den beiden Meisterschalen versammelten. «Es war ein Jahr mit harter Arbeit. Unbeschreiblich. Das Spiel lief super für uns mit dem frühen Tor. Es war unfassbar, was hier los war.»
Volles Haus beim Schützenfest
Münchens Saki Kumagai (4. Minute) eröffnete vor den Augen der Münchner Herrenmannschaft und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg den Torreigen. Lea Schüller (12.), Potsdams Anna Gerhardt per Eigentor (21.), Jovana Damnjanović (24./30.), Georgia Stanway (32.) und Lina Magull (37.) legten noch in der ersten Halbzeit nach. Nach der Pause erhöhten Carolin Simon (49.), erneut Kumagai (52.), Glódís Viggósdóttir (75.) und Schüller (89.). Die Brandenburgerinnen kamen durch Viktoria Schwalm (64.) immerhin zum Ehrentreffer. Mit «Einer geht noch rein»-Sprechchören verhöhnten die Münchner Fans völlig überforderte Gäste.
Die Zuschauer auf dem mit 2500 Anhängern ausverkauften Bayern-Campus starteten unmittelbar nach Anpfiff ihre Titelparty. «Deutscher Fußball-Meister» hallte es von der Tribüne, auf der auch die in Tracht gekleideten FCB-Profis um Jamal Musiala sowie Vereinspatron Uli Hoeneß die Partie verfolgten. Am Spielfeldrand riskierte FCB-Coach Alexander Straus früh einen Blick auf funkelnde Meisterschale. Auf dem Rasen dominierte sein Team nach Belieben.
Die Potsdamerinnen waren anwesend – mehr nicht. Den Münchnerinnen blieb zwischenzeitlich sogar genug Zeit und Platz für Zauberfußball. So bereitete Damjanovic einen ihrer Treffer mit einem sehenswerten Hackentrick selbst vor. «Das bedeutet alles für mich», sagte der norwegische Coach Straus. «Drücken wir Wolfsburg die Daumen, dass sie die Champions-League-Finale gewinnen, das wäre gut für den deutschen Fußball.»
Nächstes Ziel: Henkelpott
Für die Bayern-Frauen ist es nach 1976, 2015, 2016 und 2021 der fünfte Meistertitel in der Vereinshistorie. Im DFB-Pokal musste man allerdings ein bitteres 0:5 im Halbfinale gegen den späteren Cupsieger Wolfsburg hinnehmen. In der Champions League kam das Aus erneut im Viertelfinale gegen Arsenal WFC – auf den ersten Titel in der Königsklasse warten die Münchnerinnen weiter.
Dennoch: Mit dem 47 Jahre alten Norweger Straus und der englischen Europameisterin Stanway hat die Mannschaft einen Schritt vorangemacht. Obwohl die deutschen Vize-Europameisterinnen Giulia Gwinn und Linda Dallmann Monate verletzt fehlten, stand der FC Bayern am Ende vor Wolfsburg.
Und zur neuen Saison sollen noch zwei internationale Top-Spielerinnen vom FC Chelsea kommen – auch wenn die Bayern das bisher nicht bestätigt haben: die schwedische Verteidigerin Magdalena Eriksson und die dänische Offensivkraft Pernille Harder, 2018 und 2020 «Europas Fußballerin des Jahres». Doch daran dachte niemand. Die geballte Münchner Aufmerksamkeit galt der geplanten Meisterfeier auf dem Rathausbalkon.