Den Betriebsausflug von Manchester City nach Madrid hatten sich die Haalands sicher ganz anders vorgestellt. Nach dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei Titelverteidiger Real Madrid (1:1) gab es für Wunderstürmer Erling Haaland nur Hohn und Spott.
Ausgeschaltet vom deutschen Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger setzte der Ex-Dortmunder im Santiago Berrnabéu seine erste wirklich große internationale Prüfung in den Sand. Und als er am Dienstagabend mit frustrierter Miene den Platz verließ, saß Papa Alf-Inge längst nicht mehr in der VIP-Loge. Der 50-Jährige war vom Wachpersonal hinauskomplimentiert worden, nachdem er sich mit Real-Fans angelegt und obszöne Gesten gemacht hatte.
Dass die Madrider Fachmedien – die dem Norweger immer noch nicht verziehen haben, dass er im vorigen Sommer Manchester vor Madrid den Vorzug gab – den 22-Jährigen am Mittwoch höhnisch und genüsslich verspotten würden, war zu erwarten. «Herr Antonio (Rüdiger) und Herr Santiago (Bernabéu) haben Haaland vertilgt», titelte die Sportzeitung «Marca», die am Vortag noch vor dem «Monster» aus dem hohen Norden gewarnt hatte. Das Konkurrenzblatt «AS» lobte «Rambo Rüdiger» als den «großen Hauptdarsteller». «Haaland war ein Schatten jenes Tor-Tyrannen, der unglaubliche Rekorde aufstellt», hieß es.
Auch die englischen Medien gingen mit dem Mann, der RB Leipzig und den FC Bayern München mit insgesamt sieben Treffern fast im Alleingang aus der Königsklasse gekickt hatte, hart ins Gericht. «Er kam kaum vors Tor und bei den zwei Gelegenheiten, die er hatte, wurde er leicht gestoppt», schrieb etwa die «Manchester Evening News».
Kroos zuversicht für das Rückspiel
Paradoxerweise löste das Remis im ersten Kapitel des Giganten-Duells beim Heimteam die selbstbewussteren Töne aus. «Man hat gesehen, dass wir absolut auf Augenhöhe sind, wir waren dem 2:0 in der zweiten Halbzeit deutlich näher als City dem 1:1», sagte Toni Kroos dem Internet-Sender Amazon Prime Video. «Uns steht wahrscheinlich das schwierigste Auswärtsspiel bevor, das es aktuell gibt im europäischen Fußball. Aber ehrlich gesagt: Wir freuen uns darauf», beteuerte der 33 Jahre alte deutsche Ex-Weltmeister.
Laut Rüdiger (30) könne sein Team «mit erhobenem Haupt nach Manchester reisen. Am Ende des Tages haben wir die Spieler dazu, wir haben die Erfahrung und wir haben die Cojones, da hinzugehen und zu gewinnen», sagte der Profi mit Premiere-League-Erfahrung.
Entscheidung fällt in Manchester
Manchester-Coach Pep Guardiola, der vor den Kameras des spanischen Fernsehens sichtlich besorgt und unzufrieden wirkte, sprach von einem «harten Spiel». Man müsse nun die Partie analysieren «und überlegen, was wir tun können, um besser zu verteidigen, flüssiger zu spielen und besser anzugreifen», sagte der 52-Jährige, der immer noch auf den ersten Triumph in der Königsklasse mit Manchester wartet.
Die Entscheidung im «vorweggenommenen Finale», der Neuauflage des hochdramatischen Halbfinales der vergangenen Saison, fällt am kommenden Mittwoch im Etihad Stadium. Real mag mit Blick auf das Finale am 10. Juni in Istanbul und den 15. Titel optimistisch sein. Aber kann man Haaland erneut stoppen? «Wir haben alles in unserer Hand … Ich freue mich auf das Spiel nächste Woche!», schrieb Haaland auf Twitter.