Kurz vor dem brisanten Champions-League-Spiel von Eintracht Frankfurt beim SSC Neapel geht der Streit um eine Zulassung von Gäste-Fans in die nächste Runde.
Nur einen Tag nach der Aufhebung des Fan-Ausschlusses sprach die Präfektur Neapel ein erneutes Verkaufsverbot für einen Teil der Anhänger der Hessen vor dem Achtelfinal-Rückspiel aus. Die Verfügung richtet sich gegen alle Einwohner der Stadt Frankfurt. Damit wollen die Behörden weiter verhindern, dass Fans des Fußball-Bundesligisten zu der Partie gegen den Serie-A-Spitzenreiter nach Neapel reisen.
Nach erstem Verbot: Eilantrag zunächst stattgegeben
Zuvor hatte das zuständige Verwaltungsgericht der Region Kampanien einem Eilantrag der Hessen auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen das von der Präfektur Neapel erlassene Verbot stattgegeben, Eintrittskarten an Menschen mit Wohnsitz in Deutschland zu verkaufen. Das Gericht hatte seine Entscheidung unter anderem damit begründet, dass der generelle Ausschluss aller Fans aus Deutschland unverhältnismäßig sei. Darauf reagierte der Präfekt Claudio Palomba nun mit einer neuen Verfügung, die sich nur noch explizit gegen Fans mit Wohnort Frankfurt richtet.
Die Stadt will damit «Risiken für den Schutz der Ordnung und der öffentlichen Sicherheit» vermeiden, die möglicherweise bei der Anreise von Fans der Frankfurter nach Süditalien drohen könnten. Die Präfektur verwies zur Begründung auf Vorfälle rund um das Hinspiel in Neapel. Am Rande des 0:2 der Eintracht war es in Frankfurt zu tätlichen Angriffen auf italienische Fans gekommen. Neun Personen wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen.
Nachdem einer einstweiligen Verfügung des Europa-League-Siegers aus Frankfurt zuvor stattgegeben wurde, hatten Vereinsverantwortliche noch jubiliert. «Das ist natürlich eine große und auch für unsere italienischen Anwälte unerwartete Genugtuung, ein Meilenstein», hatte Eintracht-Vorstand Philipp Reschke die überraschende Wende in dem beispiellosen Fall kommentiert.
Neapel sorgt sich vor Ausschreitungen
Ganz anders war die Stimmungslage bei der SSC Neapel nach dem Eilspruch des Gerichts. Man sei «zutiefst besorgt über die Entscheidung, den deutschen Fans Zugang zum Spiel zu gewähren», teilte der Verein mit.
Der Verein begründete seine Besorgnis mit «der konkreten Möglichkeit, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte, wie der Analyseausschuss für Sportveranstaltungen des Innenministeriums feststellte». Das Verwaltungsgericht müsse «die Verantwortung für mögliche Vorfälle übernehmen», hieß es in der Mitteilung.
Neapel werde «bis auf Weiteres angehalten, Eintracht Frankfurt das Gästekartenkontingent über insgesamt 2700 Karten zur Verfügung zu stellen», hatte die 5. Kammer des Verwaltungsgerichts geurteilt.
Ausgang ungewiss
«Es ist natürlich unser Wunsch, dass unsere Fans nach Neapel reisen dürfen. Das ist immer eine unfassbare Unterstützung. Deshalb freut uns erst einmal dieser Entscheid. Das ist eine schöne Sache», sagte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche nach dem mageren 1:1 (0:0) der Hessen bei der Generalprobe im Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart über die Entscheidung des Gerichts. «Aber wir müssen die nächsten Tage abwarten.» Schon kurz darauf sollte es einen neuen Sachstand geben.
Eine vernünftige Planung ist bei diesem Hin und Her nahezu unmöglich. «Wir müssen alles wieder reorganisieren, was wir und viele andere in den vergangenen Tagen stornieren mussten, von den Ticketbestellungen bis zur Reise- und Transportorganisation und vielem mehr», sagte Reschke.
Eintracht-Trainer Oliver Glasner kommentierte den einmaligen Vorgang mit einem Schuss Galgenhumor. «Vielleicht gibt es am Montag schon wieder eine andere Verfügung und am Dienstag wieder eine neue», sagte der 48 Jahre alte Fußball-Lehrer und fügte hinzu: «Ich hoffe mal, dass wir einreisen dürfen.» Nun folgte die neueste Entwicklung bereits am Sonntagabend.