Die Zahlen hören sich wirklich zu verlockend an. 2,5 Milliarden Euro für die Fußball-Bundesliga? Oder sogar 3 Milliarden für die 36 Clubs? Die Deutsche Fußball Liga (DFL) treibt derzeit den angestrebten Teilverkauf von Medienrechten an Finanzinvestoren voran und lockt mit hohen Summen. Aber ist das so einfach und so lukrativ, wie es sich anhört?
Bei der Mitgliederversammlung an diesem Freitag in Neu-Isenburg steht das Thema noch gar nicht auf der Tagesordnung. Aber heftig diskutiert wird am Rande ganz sicher. Denn das große Geld lockt viele Vereine – und andere Clubs haben mehr als nur Bedenken und den geplanten Milliarden-Deal bereits öffentlich kritisiert.
(Un-)eindeutige Signale
Die Spitze der DFL will sich zu dem brisanten Thema derzeit nicht äußern. Aber der Prozess läuft schon länger, begann bereits unter der Ex-Geschäftsführerin Donata Hopfen. Präsidium und Aufsichtsrat haben sich in einer gemeinsamen Sitzung vor knapp vier Wochen für die nächsten Schritte ausgesprochen. In einer eher vagen Pressemitteilung ohne konkrete Details war von einer «strategischen Partnerschaft mit einem Finanzinvestor» die Rede.
Noch im März soll es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine erste Ausschreibung geben, einen Monat später die Zahl der interessierten Finanzinvestoren auf zwei bis drei reduziert werden. Obwohl Vertreter der 36 Clubs an diesem Freitag zusammenkommen, sind noch zwei weitere außerordentliche Mitgliederversammlungen innerhalb von vier Monaten notwendig – und dann bedarf es einer Zwei-Drittel-Mehrheit.
Wachstum geht zurück
Die Clubs müssen überzeugt werden. In mehreren Gesprächsrunden, bei denen pro Club drei Vertreter dabei sein dürfen, wirbt die Interims-Geschäftsführung mit Axel Hellmann und Oliver Leki derzeit für die «zeitlich begrenzte Minderheitsbeteiligung» eines Private-Equity-Unternehmens. Vereinfacht ausgedrückt lautet der Plan: Ein Finanzinvestor zahlt Milliarden und erhält über einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren 15 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der TV-Rechte.
Das Problem ist, dass ein Investor sein Geld zurück haben will und dazu natürlich eine ordentliche Rendite. Das Geschäft lohnt sich also nur, wenn die Medien-Einnahmen sehr deutlich steigen. Nur ging die Tendenz zuletzt in die andere Richtung: Nach Jahrzehnten mit enormen Wachstumsraten sind die Erlöse aus der Inlandsvermarktung bei der letzten Ausschreibung gesunken. Und bei der Auslandsvermarktung gab es ebenfalls Einbußen. Eine Frage lautet daher: Kann das Know-how eines Investors, der nur eine kleine Beteiligung hält, zu einer Wende auf dem Rechtemarkt führen?
Kritik von den Clubs
Während sich die Befürworter bisher öffentlich nicht äußern, sind einige Kritiker des Milliarden-Segens auf Pump schon deutlich geworden. «Das Geld, das die Liga jetzt bekommt, wird ihr mittel- bis langfristig fehlen», sagte der Kölner Vizepräsident Eckhard Sauren der «Süddeutschen Zeitung». Er kritisierte, dass «zentrale künftige Einnahmen vorgezogen werden sollen».
Sauren ist als Fondsmanager ein Mann vom Fach und sagte über Private-Equity-Unternehmen: «Es ist kein Ziel einer solchen Gesellschaft, die deutsche Fußballkultur zu erhalten. Da geht es um Kapitalmaximierung.» So etwas hören viele Fans, deren Meinung in einigen Clubs großen Einfluss hat, nicht gerne.
St. Pauli-Präsident Oke Göttlich sagte im NDR: «Es gibt nicht einmal einen Businessplan, der klar vorliegt.» Zu den Chancen des möglichen Milliarden-Geschäfts sagte er: «Ich glaube, dass es derzeit sehr schwierig wird, eine Zwei-Drittel-Mehrheit pro Investoren zu bekommen.» Ein ähnliches Vorhaben war bereits im Mai 2021 gescheitert. Damals hatte die DFL-Mitgliederversammlung beschlossen, laufende Gespräche über eine Beteiligung an der Auslandsvermarktung zu stoppen.
Die Verteilungsfrage
Was würde mit den Einnahmen passieren, wenn die Idee eine Mehrheit findet? «Fragen zur Verteilung von möglichem zusätzlichem Kapital wurden nicht diskutiert», hieß es in der DFL-Mitteilung. Durchgesickert ist, dass knapp eine Milliarde Euro in ein Digitalisierungsprojekt fließen soll. Der größte Teil soll an die Clubs gehen – teils frei verfügbar, teils zweckgebunden. Kölns Vizepräsident Sauren befürchtet: «Was kurzfristig steigen wird, sind die Spielergehälter, Ablösesummen und Beraterhonorare.»
Andere Ligen haben bereits über Investoren-Modelle viel Geld eingenommen: 2,7 Milliarden kassiert die spanische La Liga, 1,5 Milliarden bekam die französische Ligue 1. Investiert hat in beiden Fällen CVC Capital Partners. Das Private-Equity-Unternehmen gehört dem Vernehmen nach auch zu den sechs Bundesliga-Interessenten.